Shadowrun gehört zu den bekanntesten Pen&Paper-Rollenspielen mit Cyberpunk-Hintergrund. Im Zuge der 5. Edition brachte Catalyst Game Labs 2014 ein zum Thema passendes Kartenspiel auf den Markt.
Aber was muss man sich unter einem Kartenspiel zu Shadowrun vorstellen?
Nun, Catalyst Game Labs nennt es ein „Cooperative Deck-Building Game“, also ein Kartenspiel für 1 bis 4 Spieler, bei dem es – ähnlich wie bei Magic und anderen Sammelkartenspielen – darum geht, ein möglichst effizientes eigenes Kartendeck zu erstellen und damit zu gewinnen. Und kooperativ deutet bereits an, dass man diese Aufgabe mit anderen Spieler zusammen zu lösen versucht, anstatt sich gegenseitig das Leben schwer zu machen. Crossfire ist jedoch weder ein CCG, noch ein LCG, auch wenn es Erweiterungen für das Grundspiel gibt.
Diese Rezension bezieht sich auf die erste Edition von Shaodwrun: Crossfire aus dem Jahr 2014. Vier Jahre später – also 2018 – veröffentlichte Catalyst Game Labs eine leicht überarbeitete Neuauflage unter dem Namen Shadowrun Crossfire: Prime Runner Edition. Auf diese gehe ich noch gesondert ein.
Und um es gleich vorweg zu nehmen: Crossfire gibt es nur auf Englisch!
Zwar wird man prinzipbedingt nicht viel Text finden (so viel Platz ist auf den Karten ja nicht), aber gerade bei dem wenigen, was dort steht, kommt es darauf an, die Anweisungen korrekt zu verstehen.
Was bekommt man?
Shadowrun: Crossfire wird in einer schick gestalteten Pappschachtel geliefert. Darin befinden sich 10 Charakterkarten (Runner Cards, jeweils eine männliche und eine weibliche für Trolle, Orks, Elfen, Menschen und Zwerge), 4 Rollenkarten (Street Samurai, Mage, Decker, Face), 80 Gegner und Hindernisse (Obstacles), 96 Schwarzmarktkarten (davon 36 Basic Cards) und 50 Ereigniskarten (Crossfire Cards). Dazu kommen dann noch 100 Upgrade-Sticker, eine ganze Reihe Token (Nuyen, Schaden, etc.), 3 Missionen, eine Booklet zur Einführung in die Welt von Shadowrun, ein Romanauszug, sowie das Regelheft. – Das klingt zunächst nach viel, kann tatsächlich aber maximal 1/4 der Schachtel ausfüllen.

Die Qualität des Materials würde ich durchweg als gut bezeichnen. Die Token machen – ebenso wie die Karten – einen stabilen Eindruck. Die Illustrationen auf den Karten sind stimmig und zur Welt von Shadowrun passend, auch wenn man ihnen leider ansieht, dass hier unterschiedliche Künstler am Werk waren.
Die 24 Seiten umfassende Einführung in die 6. Welt – die Welt von Shadowrun – ist nicht nur für Spieler von Crossfire interessant. Tatsächlich erhält man hier neben einer Kurzgeschichte auch einen geschichtlichen Abriss, eine Übersicht von wichtigen Shadowrun-Begriffen, eine Beschreibung des Alltags in den 2070ern und die Arbeit als Shadowrunner. Man findet Kurzbeschreibungen zu den wichtigsten Konzernen, den Stadtteilen des Seattle Megaplex (der Hauptspielwelt von Shadowrun) und seinen Nachbarn.
Das Regelheft hat 32 Seiten. Die ersten 8 Seiten beinhalten die Schnellstartregeln, die einen einfachen und unkomplizierten Einstieg in Crossfire ermöglichen sollen. Danach folgen die ausführlichen Regeln mit vielen Details, Illustrationen und Beispielen. Anschließend findet man weiterführende Informationen zu den drei mitgelieferten Missionen, den Upgrade-Stickern, zu den einzelnen Kartentypen und eine FAQ. Zum Schluss gibt es noch eine Begriffsübersicht und ein paar kurze Strategiehinweise.

Wie wird gespielt?
Das Spiel beginnt mit der Auswahl der Mission. Diese legt zusätzlich zu den Grundregeln bestimmte Rahmenbedingungen für Sieg, Niederlage und den Verlauf des Spiels fest. Dabei erinnerte die erste Crossfire-Mission, wie wir gespielt haben, ein wenig an den Anfang von „Mission: Impossible“: Nach dem eigentlich erfolgreichen Abschluss der Mission geht plötzlich alles schief und das Team muss ums nackte Überleben kämpfen.
Nach dem Festlegen der Mission wählt jeder Spieler die Rasse und die Rolle, die er übernehmen möchte. In Crossfire gibt es 5 Rassen (Troll, Ork, Elf, Mensch, Zwerg) und 4 Rollen. Die Rasse bestimmt die Anzahl der Lebenspunkte, die Anzahl der Handkarten und die Nuyen, die man zu Spielbeginn erhält.
Jede Rolle ist einer bestimmte Farbe zugeordnet:
- Street Samurai: Schwarz
- Mage: Blau
- Decker: Grün
- Face: Rot
Die Wahl der Farbe bestimmt das Aussehen des Startdecks für den jeweiligen Spieler und manche Ereignisse im Spiel zielen ebenfalls auf die einzelnen Rollen ab.

Sind weniger als 4 Spieler vorhanden, müssen die vorhandenen Spieler „Doppelrollen“ übernehmen. Nach der Wahl der Rolle(n) und der Erstellung des jeweiligen Startdecks ziehen die Spieler so viel Karten von ihrem Deck auf die Hand und erhalten so viel Nuyen (InGame-Währung von Shadowrun), wie auf ihren Charakterkarten angegeben.
Wie es dann weiter geht, hängt von der Mission ab. Bei „Crossfire“ sieht sich zunächst jeder Spieler einem Gegner gegenüber und durch zusätzliche Ereignisse – den Crossfire Cards – können sich weitere sowohl positive, als auch negative Dinge im Verlauf des Spiels entwickeln. Durch das Besiegen/Vernichten eines Gegners oder Hindernisses erhalten die Spieler Nuyen, mit denen sie zusätzliche Ausrüstungen, Zaubersprüche und Unterstützungen auf dem Schwarzmarkt erwerben können. Das passiert ebenfalls während des Spiels und hat einen entscheidenden Einfluss auf den Verlauf, da auf diese Weise das eigene Deck erweitert wird.
Zu beachten ist, dass es mit jeder Runde immer schwerer wird, die Mission erfolgreich zu beenden. Lässt man sich zu viel Zeit oder hatte man auch einfach nur Pech, bleibt dem Team schließlich nichts weiter übrig, als alles stehen und liegen zu lassen und nur noch zu versuchen, lebend wieder raus zu kommen.
Das ist jetzt lediglich ein sehr kurzer und wenig detaillierter Abriss des Spielverlaufs, aber es macht aus meiner Sicht keinen wirklichen Sinn, wenn ich hier jetzt nochmal alles aufschreibe, was man so auch im Regelheft nachlesen könnte.
Welchen Einfluss hat die Wahl von Rasse und Rolle?
Die Wahl der Rasse kann den Verlauf des Spiels entscheidend beeinflussen. Die drei Größen (Lebenspunkte, Karten, Nuyen) sind sehr wichtig und sollten zum eigenen Spielkonzept passen.

Was die Wahl der Rolle betrifft, so ist diese auf den ersten und auch zweiten Blick weit weniger entscheidend, als man erwarten würde. Zunächst einmal bestimmt die Rollen – also die Wahl der Farbe – nur die Zusammensetzung des Startdecks. Aber das sieht für jede Rolle absolut identisch aus, lediglich die Anzahl der einzelnen Farben ist unterschiedlich. Auch schränkt die Festlegung auf eine Farbe die Auswahl der Karten nicht ein: Man kann als Mage problemlos mit einem Katana und einer Shotgun durch die Gegend laufen, wie ein Face lächelnd um bessere Preise auf dem Schwarzmarkt feilschen oder sich in die nächste Drohne hacken.
Anstatt den Rollen so schöne Bezeichnungen wie Street Samurai, Mage, Decker oder Face zu geben, hätte man auch einfach die Farben Schwarz, Blau, Grün und Rot lassen oder – wie bei Magic – Elemente wie Erde, Wasser, Wind und Feuer geben können. Insofern bestimmt aus meiner Sicht nicht die eigentliche Wahl der Rolle den späteren Spielverlauf, sondern das, was man als Spieler aus dieser Rolle macht.
Wie wirkt sich das Deck-Building aus?
Wie bereits erwähnt, ist das Startdeck zunächst für jeden Spieler gleich und besteht aus 4 Basic Cards der zur Rolle gehörenden Farbe, sowie jeweils einer Basic Card für jede andere Farbe. Alle Basic Cards verursachen genau einen Schaden in ihrer Farbe, es gibt keine Unterschiede in der Wirkung oder dem Spielmechanismus.
Das wirkliche Deck-Building findet erst während des eigentlichen Spiels statt, indem die Spieler Karten vom Schwarzmarkt kaufen. Da man im Vorfeld keinen Einfluss auf die Angebote auf dem Schwarzmarkt hat und jedes Spiel wieder mit den gleichen Basic Cards beginnt, findet hier auch kein „langfristiges“ Deck-Building statt. – Es sollte an dieser Stelle jedoch schon erwähnt werden, dass es Upgrades gibt, die es einem ermöglichen das Startdeck seines Charakters schon vor Spielbeginn anzupassen.
Wie kooperativ ist Shadowrun: Crossfire?
Ganz klar gesagt: Ohne ein gemeinsames Vorgehen hat man nicht den Hauch einer Chance auch nur lebend raus zu kommen. Vom erfolgreichen Erfüllen der Mission will ich dabei noch garnicht sprechen. Tatsächlich sind auch einige Gegner nur gemeinsam zu besiegen. Viele Karten besitzen auch eine sog. Assist-Fähigkeit, die man einsetzen kann, auch wenn gerade ein anderer Spieler am Zug ist und die dann die entscheidende Wendung bringen kann. Manchmal ist es auch nötig, etwas zu Opfern, um einem Kameraden zu helfen und so das gesamte Team zu retten.
Der „gemeinsam zum Ziel“-Aspekt ist also wirklich extrem hoch bei Shadowrun: Crossfire und nicht nur schmückendes Beiwerk, wie bei einigen anderen Spielen. Aber genau das macht dieses Spiel so interessant für mich. – Man ist gezwungen zusammenzuarbeiten, miteinander, nicht gegeneinander. Alle Spieler treten gemeinsam gegen das Spiel selbst an, es gibt keinen Spielleiter oder bösen Overlord.

Wie entwickelt man seinen Charakter weiter?
Für den erfolgreichen Abschluss einer Mission erhält man Karma-Punkte, etwas, dass man aus Rollenspielen auch als Erfahrungspunkte kennt. Selbst wenn die Mission abgebrochen werden muss – was gerade zu Anfang sehr häufig der Fall sein wird – man es aber schafft, das Team noch lebend heraus zu bekommen, erhält man „Trost-Karma“.
Mit diesen Karma-Punkten lassen sich dann Upgrades für den eigenen Charakter kaufen, ganz so, wie man es von echten Rollenspielen her kennt. Diese Upgrades werden in Form von Stickern auf die Charakterkarten geklebt. Da maximal für 4 solcher Sticker Platz ist, werden diese mit der Zeit durch neue und bessere ersetzt werden (müssen).
Durch dieses Upgrade-System entwickelt sich jeder Charakter in eine eigene Richtung mit ganz individuellen Stärken und Schwächen. Und das ist dann auch der eigentliche Reiz von Shadowrun: Crossfire: Den eigenen Charakter Stück für Stück auszubauen und wie in einem Rollenspiel immer weiter zu verbessern und seinen eigenen Vorstellungen anzupassen.

Ist Shadowrun: Crossfire zu schwer?
Das auf Shadowrun 5 basierende Kartenspiel Crossfire macht dem Anspruch des Rollenspiels, noch tödlicher zu sein, als seine Vorgänger, alle Ehre. Selbst wenn man alles richtig macht und die perfekte Strategie umsetzt, bedeutet das noch lange nicht, am Ende auch erfolgreich zu sein. Dafür gibt es viel zu viele Zufälle, welche den Verlauf des Spiels beeinflussen können: Welche Karten kann ich auf dem Schwarzmarkt kaufen? Wann tauchen welche Gegner auf? Was verbirgt sich hinter der nächsten Ereigniskarte? Innerhalb eines einzigen Spielzugs kann sich somit die gesamte Situation ändern – sowohl zum Positiven, aber viel öfter auch zum Negativen. Aber vielleicht ist das auch der Grund, wieso sich selbst eine Niederlage, bei der das Team noch gerade so lebend davon kommt, wie ein überwältigender Sieg anfühlt? Und immerhin gibt es auch für ein solches Scheitern dringend gebrauchte Karma-Punkte. Crossfire ist definitiv ein Spiel, bei dem man lernen muss, verlieren zu können. Dafür schmecken dann Rache und Sieg nur umso süßer…
Gibt es wirklich nur 3 Missionen?
Ja, in der Grundbox sind lediglich 3 Missionen enthalten. Dazu kommt, dass man beispielsweise die dritte Mission mit weniger als Upgrades im Wert von 70 Karma garnicht erst zu versuchen braucht – und bis dahin ist es ein langer harter Weg. Die meiste Zeit wird man also die Standardmission „Crossfire“ spielen. Aber auch, wenn der Missionsablauf dadurch immer der gleiche ist, die Missions selbst ist es nicht. Durch die schiere Masse an Ereignissen, Gegnern und Schwarzmarktkarten dürfte wohl jedes Spiel einzigartig sein.
Wem das dennoch zu langweilig ist, der findet im Internet einige weitere Missionen.

Ist Crossfire Shadowrun?
Okay, an dieser Stelle wird es schwierig. Die Aufmachung und Gestaltung ist stimmig. Illustrationen und Texte passen zu Shadowrun, ebenso wie die Charaktere mit Karma und Nuyen. Crossfire versucht hier eindeutig das Feeling des Rollenspiels in Karten und Token übergehen zu lassen.
Dennoch braucht man aus meiner Sicht eine Menge Fantasie, um die einzelnen Rollen auch beim eigentlichen Spiel wiedererkennen zu können. Denn letztlich spielt es sich für alle gleich: Mache X Schaden einer bestimmten Farbe, um den Gegner zu besiegen.
Dieser Mechanismus ist für alle Charaktere gleich, ganz egal, ob man Street Samurai, Mage, Decker oder Face ist. Dass der Magier mit den richtigen Schwarzmarktkarten dabei auch gleichzeitig noch der beste Hacker sein kann, macht das Ganze nicht unbedingt immersiver. Somit würde sich das Spiel auch in jedes beliebige andere Universum mit 4 Farben/Elementen versetzen lassen.
Will man also Shadowrun in Crossfire wiederfinden, muss man über den reinen Spielmechanismus hinausgehen. Dann stellt sich der orkische Street Samurai schützend vor den Mage (in dem er seine Peitsche einsetzt und den Gegner des Magiers zu sich holt). Diese Verschnaufpause nutzt der elfische Mage, um einen mächtigen Zauberspruch zu beschwören, der das anrückende SWAT Team aufhalten könnte. Unterdessen bezirzt die menschliche Face den gegnerischen Hacker, um an die Zugangscodes für die Überwachungssysteme zu kommen, die sie dann dem zwergische Decker weiter gibt, damit der sich einhacken und die Drohnen abschalten kann. Doch oh verdammt, wir haben den Kampfmagier des Gegners übersehen, der dem Elf einen Geist auf den Hals jagt – und anstatt sich um das SWAT Team zu kümmern, hat unser Magier nun alle Hände voll zu tun, sich gegen diesen überraschenden Angriff zu wehren, während der Ork versucht, den Beschwörer durch einen gewagten Angriff zu erledigen… Nunja, vielleicht gelingt es unserer Face ja noch, Doc Wagon zu rufen, bevor alles zu spät ist?
Was sollte man sonst noch wissen?
Schon wenn man zu viert spielt, ist Shadowrun: Crossfire sehr schwer. Ist man aber nur zu zweit, lernt man erst wirklich, was es heißt, in einem Spiel zu leiden. – Und das trotz einiger Boni, die man dann bekommt: Es gibt mehr Nuyen für den Start und die Ereignisse setzen erst später ein.
Wem das Spiel dann immer noch zu schwer ist, kann die Regeln natürlich noch weiter modifizieren: Wie wäre es mit einer gemeinsamen Gruppenkasse für das gesamte Team, anstatt die Nuyen für jeden Charakter einzeln zu verwalten? Und wenn man die Handkarten offen vor sich auf dem Tisch auslegt, lassen sie Strategien auch viel besser absprechen. Aber vielleicht hilft es ja auch schon, den ersten 5-Karma-Upgrade-Sticker als kleine Starthilfe kostenlos zu vergeben?
Wem das Spiel dagegen zu leicht ist, der verbietet einfach jegliche Absprache untereinander, zieht Gegner nur noch vom schweren Stapel und teilt die Nuyen nicht mehr unter den Runnern auf.
So lässt sich der Schwierigkeitsgrad von Shadowrun: Crossfire sehr einfach anpassen, ohne das eigentliche Spielprinzip verbiegen zu müssen.
Wie lautet das Fazit?
Als wir das erste Mal Shadowrun: Crossfire zu zweit gespielt hatten, waren unsere Charaktere innerhalb kürzester Zeit drauf gegangen. Wir waren uns nicht mal mehr sicher, ob wir die Regeln überhaupt richtig verstanden hatten – aber einen Fehler konnten wir auch nicht feststellen. Beim zweiten Versuch begannen wir unsere Kräfte zu kombinieren und lange Zeit sah es so aus, als könnten wir es schaffen – bis ein starker Gegner und ein ausgesprochen unpassendes Ereignis sämtliche Bemühungen zunichte gemacht hatten. Aber durch den nur knapp verpassten Sieg war unser Kampfgeist geweckt. Beim dritten Versuch hatten wir die erste Szene in der ersten Runde, die zweite Szene in der dritten Runde geschafft. Alles sah super aus, doch dann ging der Ork zu Boden. Die Magierin schafften es noch, die Abbruch-Runde zu überstehen – und auch wenn es eigentlich kein Sieg war, fühlte es sich doch verdammt danach an! Und wir hatten unser erstes Karma.
Also, was ist Shadowrun: Crossfire?
Aus meiner Sicht ein tolles kooperatives Kartenspiel. Es ist gradlinig, ohne Schnickschnack oder tausende Sonderregeln. Es ist schnell aufgebaut und schnell gespielt. Dabei kann man förmlich spüren, wie sich der Puls beschleunigt und Runde und Runde mehr Schweißperlen auf die Stirn treten – auch wenn man sich eigentlich für jeden Zug genügend Zeit lässt. Immer wieder ist man gezwungen, seine Strategie mit den Mitspielern neu abzustimmen und an die dynamische, sich ständig ändernde Situation anzupassen.
Keine Frage, Shadowrun: Crossfire ist schwer und der Zufall spielt eine gewichtige Rolle.
Beides sind Dinge, die nicht jedem gefallen. Ich würde jedoch sagen, das dies dennoch der Philosophie von Shadowrun in der 5. Edition – nämlich noch tödlicher zu sein – entspricht und auch im Rollenspiel ist man gezwungen, seine Pläne als Runner ständig über den Haufen zu werfen, weil immer wieder neue Hindernisse auftauchen.
Nicht ganz so gelungen ist aus meiner Sicht jedoch die Umsetzung der einzelnen Rollen. Rein regeltechnisch macht es keinen Unterschied, ob man den Street Samurai, Mage, Decker oder Face spielt. Jeder kann alle Karten verwenden und letztlich geht es nur darum, immer die richtige Menge Schaden in einer bestimmten Farbe zu erzeugen. Hier hätte ich mir eine etwas größere Differenzierung gewünscht. Dafür hört sich die Charakterentwicklung durch Karma sehr spannend an – sofern man sich überwinden kann, die Charakterkarten mit Stickern vollzukleben – und einige der dadurch möglichen Upgrades sind wirklich nicht zu verachten.
Auch dass es in der Grundbox nur 3 Missionen gibt, lässt sich meiner Meinung nach verschmerzen, da durch die Mission lediglich die Rahmenbedingungen geschaffen werden und die Vielzahl an anderen Karten jedes Spiel einzigartig machen.
Von meiner Seite aus gibt es also ganz klar eine Empfehlung für Shadowrun: Crossfire.
Fakten
Spieler: 1 – 4 (Solo oder CoOp), bis 6 (mit Erweiterung)
Spielzeit: 30 – 60 Minuten
Alter: 13+
Preis: Out of Print